Restaurierung • Kunsthandel • Beratung
Hier finden Sie umfassende Erklärungen zu wichtigen Fachbegriffen aus den Bereichen Kunsthandel, Restaurierung und Kunstgeschichte. Unser Glossar hilft Ihnen, die Sprache der Kunstwelt besser zu verstehen.
← Zurück zu Beratung & NetzwerkStilepochen: Barock • Biedermeier • Empire • Gründerzeit • Historismus • Jugendstil • Klassizismus • Rokoko
Techniken & Verfahren: Doublierung • Fassung • Firnis • Kittung • Konservierung • Konsolidierung • Reinigung • Restaurierung • Retusche • Transferierung • Vergolden
Materialien: Blattgold • Bolus • Furnier • Hautleim • Kaseinleim • Knochenleim • Kreidegrund • Sandstein • Schellack • Zellulose
Handwerk & Elemente: Beschlag • Fase • Intarsie • Kannelierung • Kapitell • Marketerie • Sockel • Zargen • Zinkung
Schäden: Abplatzen • Craquelé • Holzwurm • Oxidation • Patina
Als Zeitalter des Barock wird die Stilepoche zwischen Renaissance und Klassizismus bezeichnet, die etwa von 1575 bis 1770 währte. Kunstgeschichtlich wird sie in Frühbarock (ca. 1600-1650), Hochbarock (ca. 1650-1720) und Spätbarock oder Rokoko (ca. 1720-1770) unterteilt. Als Kunstform des Absolutismus und der Gegenreformation ist der Barock durch üppige Prachtentfaltung gekennzeichnet. Von Italien ausgehend, verbreitete er sich zunächst in den katholischen Ländern Europas, bevor er sich in abgewandelter Form auch in protestantischen Gegenden durchsetzte.
Der Begriff "Barock" entstammt der Portugiesischen Sprache, in der unregelmäßig geformte Perlen als "barocco", d. h. "schiefrund" oder "merkwürdig" bezeichnet wurden. Dieser Begriff wurde im französischen Raum zuerst abwertend für Kunstformen gebraucht, die nicht dem herrschenden Geschmack entsprachen. Erst seit 1855 wurde er von Jacob Burckhardt im Cicerone mit positiver Bedeutung benutzt und Ende der 1880er Jahre als wissenschaftliche Zeitbestimmung in den Sprachgebrauch eingeführt.
Als Biedermeier wird die Zeitspanne von 1815 (Wiener Kongress) bis 1848 (Beginn der bürgerlichen Revolution) in den Ländern des Deutschen Bundes und des Kaisertums Österreich bezeichnet.
Das wesentliche Kennzeichen der Biedermeier-Architektur ist der elegante, aber eher schlichte Stil, wobei er letztlich eine Variante des Klassizismus war. Dieser Stil prägte die Monumentalbauten dieser Zeit, das Biedermeier die bürgerlichen Wohnviertel. Der bekannteste Architekt dieser Epoche war der Berliner Karl Friedrich Schinkel, aber seine Entwürfe waren nicht biedermeierlich. Der bedeutendste Architekt des Biedermeier-Stils war dagegen Joseph Kornhäusel, der seine Spuren vor allem in Wien und Baden bei Wien, der Sommerresidenz des österreichischen Kaisers, hinterließ.
Die Biedermeier-Möbel folgen keinem einheitlichen Stil, zeichnen sich aber ebenfalls durch schlichte Eleganz aus. Sie hatten weniger repräsentativen Charakter, sondern sollten den Eindruck von Behaglichkeit verbreiten, vor allem auch zweckmäßig sein. Die ersten Möbel dieser Art entstanden in Wien, wobei englisches Mobiliar als Vorbild diente.
Das Empire (französisch für "Kaiserreich") bezeichnet eine Stilepoche, die etwa von 1800 bis 1815 währte und eng mit der Herrschaft Napoleon Bonapartes verbunden ist. Der Empire-Stil stellt den Höhepunkt und zugleich das Ende des Klassizismus in Frankreich dar.
Charakteristisch für das Empire sind monumentale, streng symmetrische Formen mit starkem Bezug zur römischen Antike. Typische Dekorelemente sind Palmetten, Lorbeerkränze, Adler, Sphinxen und ägyptische Motive, die nach Napoleons Ägyptenfeldzug populär wurden. Möbel des Empire zeichnen sich durch klare geometrische Linien, dunkle Hölzer (vor allem Mahagoni) und reiche Bronzebeschläge aus. Die Formensprache sollte Macht, Würde und imperiale Größe vermitteln und wurde zum Vorbild für viele europäische Herrscherhäuser.
Die Gründerzeit bezeichnet in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Phase wirtschaftlicher Blüte nach der Reichsgründung 1871 bis zum Ersten Weltkrieg, kulturgeschichtlich etwa von 1870 bis 1914. Der Name leitet sich von den zahlreichen Firmengründungen und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung ab.
In der Kunst und im Möbelbau war die Gründerzeit vom Historismus geprägt. Möbel und Architektur ahmten frühere Stilrichtungen nach oder kombinierten verschiedene historische Elemente. Typisch sind schwere, dunkle Möbel aus Eiche oder Nussbaum mit reichen Schnitzereien und aufwendigen Verzierungen. Die industrielle Fertigung ermöglichte erstmals einer breiten bürgerlichen Schicht den Zugang zu repräsentativen Möbeln. Heute sind gut erhaltene Gründerzeit-Möbel gesuchte Sammlerobjekte, die den Zeitgeist des aufstrebenden Bürgertums widerspiegeln.
Der Historismus bezeichnet eine kunstgeschichtliche Stilrichtung des 19. Jahrhunderts (etwa 1850-1900), die sich durch den bewussten Rückgriff auf ältere Stilrichtungen auszeichnet. Anders als frühere Epochen, die ihre eigene Formensprache entwickelten, ahmte der Historismus gezielt historische Stile nach oder kombinierte sie miteinander.
Charakteristisch sind Neogotik, Neorenaissance, Neobarock und andere "Neo"-Stile. In der Architektur entstanden Bauwerke, die romanische, gotische, Renaissance- oder Barockformen aufgriffen. Im Möbelbau wurden historische Vorbilder detailgetreu nachgebildet oder in neuen Kombinationen interpretiert. Der Historismus war Ausdruck des gebildeten Bürgertums, das durch die Bezugnahme auf große historische Epochen kulturelle Zugehörigkeit und Status demonstrierte. Die industrielle Fertigung ermöglichte die massenhafte Produktion historisierender Möbel und Objekte.
Der Jugendstil (auch Art Nouveau, in Österreich Sezessionsstil genannt) war eine internationale Kunstbewegung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert (etwa 1890-1910). Der Name leitet sich von der Münchner Kulturzeitschrift "Jugend" ab, die ab 1896 erschien.
Charakteristisch für den Jugendstil sind fließende, organische Linien, florale und pflanzliche Ornamente, asymmetrische Kompositionen und die Verschmelzung von Kunst und Handwerk. Anders als der Historismus lehnte der Jugendstil die Nachahmung historischer Stile ab und strebte nach einem neuen, zeitgemäßen Ausdruck. Typische Motive sind stilisierte Blumen, Ranken, Insekten und weibliche Figuren mit wallendem Haar. Der Jugendstil beeinflusste Architektur, Möbeldesign, Grafik, Glas und Keramik. Bedeutende Vertreter waren Henry van de Velde, Victor Horta, Hector Guimard und in Wien Gustav Klimt und die Wiener Werkstätte.
Klassizismus ist in der Kunstgeschichte ein Name für eine Stilepoche, in der die Nachahmung des klassischen Altertums (vorrangig die griechische Antike, der griechische Tempelbau) zum Programm erhoben wird. Die Epoche erstreckt sich etwa von 1770 bis 1840.
Gegenüber dem vorangegangenen Rokoko zeichnet sich der Klassizismus durch eine Rückkehr zu geradlinigen Formen mit einer stärkeren Anlehnung an klassisch-antike Formen aus. Im späten 18. Jahrhundert galt der Klassizismus mit fast puritanischem Willen zur Vereinfachung als Gegenmodell zur barocken "Verschwendungssucht", die mit dem Feudalismus assoziiert wurde. Charakteristisch sind klare geometrische Formen, Symmetrie, Säulen, Pilaster und antike Ornamente wie Palmetten, Mäander und Akanthusblätter.
Den Übergang bildet der Zopfstil, in dem die spätbarocken Formen noch andeutungsweise weiterleben. Benannt ist er nach dem Zopf, in dem die barocke Blumengirlande zu einem dünnen Band reduziert wird. In Frankreich wird der vergleichbare Stil Louis-seize (vorrevolutionärer Klassizismus) genannt.
Das Rokoko [franz.: Rocaille, "Muschel"], auch Spätbarock genannt, ist eine Weiterentwicklung der europäischen kunstgeschichtlichen Epoche des Barock in den Jahren von etwa 1720 bis 1775. Charakteristisch in diesem Bau- und Dekorationsstil sind überbordende Verzierungen wie an Bauten, Innenräumen, Möbeln, Geräten etc. und vor allem die Aufgabe jeglicher Symmetrie, die im Barock noch als wichtiges Element verwendet wurde. An die Stelle fester Formen treten leichter, zierlicher gewundene Linien und häufig rankenförmige Umrandungen. Diese bewusste Abkehr von Symmetrie wurde später im Jugendstil wieder aufgegriffen.
Typische Dekorelemente sind Rocaillen (muschelartige Ornamente), C- und S-Schwünge, Blütengirlanden und asymmetrische Kompositionen. Die Farbpalette ist heller als im Barock, bevorzugt werden Pastelltöne wie Rosa, Hellblau, Mintgrün und Gold. Umstritten ist, ob das Rokoko als eigene Kunstform gelten darf, da es aus dem Barock hervorgegangen ist. Viele Kunsthistoriker verwenden daher den Begriff des Spätbarocks anstelle des Rokokos.
Die Fassung (v. fassen, mittelhochdt. vazzen = fassen, erfassen, ergreifen; althochdt. fazzon, wortverwandt mit fest), bezeichnet die farbliche Gestaltung einer Skulptur, eines Reliefs, eines Bildes oder einer anderen Oberfläche (Bemalung, Färbelung), sowie auch die Belegung eines Objektes mit Edelmetallen, zum Beispiel Vergoldung.
Man unterscheidet verschiedene Fassungsarten: Die Fassmaler-Fassung ist eine vollständige farbige Gestaltung, oft mit Gold und verschiedenen Farben. Die Inkarnats-Fassung bezeichnet die naturgetreue Gestaltung von Hautpartien. Die Fassmalerei war ein eigenständiges Handwerk, das eng mit der Bildhauerei zusammenarbeitete. Bei historischen Skulpturen wurden oft mehrere Fassungsschichten übereinander aufgetragen, die wichtige Informationen über Entstehungszeit und spätere Überarbeitungen liefern. Die Fassung von Skulpturen wird von dem sogenannten Fassmaler (auch Staffiermaler), einem eigenständigen Beruf, erstellt.
Firnis ist ein transparenter Schutzüberzug, der auf fertige Gemälde aufgetragen wird. Er besteht aus Natur- oder Kunstharzen, die in Lösungsmitteln gelöst werden. Der Firnis erfüllt mehrere wichtige Funktionen: Er schützt die Malschicht vor Schmutz, Feuchtigkeit und mechanischen Beschädigungen, intensiviert die Farbwirkung und verleiht dem Gemälde eine gleichmäßige Oberflächenstruktur.
Traditionell wurden Naturharze wie Dammar oder Mastix verwendet. In der modernen Restaurierung kommen zunehmend synthetische Kunstharze zum Einsatz, die reversibel sind und nicht vergilben. Ein wichtiges Kriterium für einen guten Firnis ist seine Entfernbarkeit, da er im Laufe der Zeit nachdunkelt oder vergilbt und dann erneuert werden muss. Die Firnisabnahme ist ein wichtiger Teil der Gemälderestaurierung. Man unterscheidet zwischen Schlussfirnis (Abschlussfirnis) und Zwischenfirnis (Retuschierfirnisse), der bei mehrstufigen Retuschen verwendet wird.
Die Kittung bezeichnet in der Restaurierung das Verschließen und Auffüllen von Fehlstellen, Rissen, Spalten oder Löchern in verschiedenen Materialien. Bei der Restaurierung von Gemälden werden Kitte verwendet, um Fehlstellen in der Grundierung und Malschicht zu schließen. Bei Holzobjekten und Möbeln dient die Kittung dem Verschließen von Rissen, Wurmlöchern oder fehlenden Holzpartien.
Die Zusammensetzung des Kittes richtet sich nach dem zu bearbeitenden Material und der Art der Fehlstelle. Traditionelle Kitte bestehen aus Kreide oder anderen Füllstoffen, die mit Bindemitteln wie Leim, Öl oder Wachs vermengt werden. In der modernen Restaurierung werden auch synthetische Materialien eingesetzt. Wichtig ist, dass der Kitt gut haftet, eine ähnliche Härte wie das Originalmaterial aufweist und sich bei Bedarf wieder entfernen lässt. Nach dem Aushärten wird der Kitt geschliffen und kann anschließend retuschiert werden.
Konservierung (von lateinisch conservare, "erhalten, bewahren") ist die Haltbarmachung von Gegenständen, insbesondere von organischen Substanzen, mit Hilfe von Konservierungsmitteln und -verfahren für mehr oder weniger längere Zeit. In der Denkmalpflege bezeichnet Konservierung alle Maßnahmen zur Erhaltung des materiellen Bestands von Kulturgütern.
Die Konservierung verhindert oder verzögert auf physikalische und auch chemische Weise Zerfallsprozesse, die durch Austrocknung oder Quellung, Oxidation, Enzymreaktionen oder Mikroorganismen wie Schimmel- und Hefepilze oder Fäulnisbakterien hervorgerufen werden. Im Gegensatz zur Restaurierung, die auch gestalterische Eingriffe umfassen kann, beschränkt sich die Konservierung auf bestandserhaltende Maßnahmen. Dazu gehören die Kontrolle von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die Schädlingsbekämpfung, die Festigung brüchiger Materialien und der Schutz vor Licht und Umwelteinflüssen.
Die Konsolidierung bezeichnet in der Restaurierung die Festigung von geschädigten, brüchigen, porösen oder abblätternden Materialien durch Tränkung mit Festigungsmitteln. Ziel ist es, den ursprünglichen Zusammenhalt des Materials wiederherzustellen oder zu verbessern, ohne dessen Erscheinungsbild wesentlich zu verändern.
Bei Gemälden wird die Konsolidierung eingesetzt, um sich ablösende Farbschichten wieder mit dem Bildträger zu verbinden. Hierfür werden Klebstoffe wie Störleim oder synthetische Polymere verwendet, die unter Wärme und Druck aktiviert werden. Bei Stein, Holz oder Wandmalerei dienen Festigungsmittel dazu, die Materialstruktur zu stabilisieren. Wichtig ist, dass die Festigungsmittel reversibel sind, tief genug eindringen und keine optischen Veränderungen wie Glanz oder Verfärbungen verursachen. Die Auswahl des richtigen Konsolidierungsmittels erfordert umfassende material- und schadenskundliche Kenntnisse.
Die Reinigung ist einer der wichtigsten und zugleich heikelsten Schritte in der Restaurierung. Sie umfasst die Entfernung von Schmutz, Staub, Übermalungen, gealtertem Firnis oder anderen Ablagerungen von Kunstwerken, ohne die Originalsubstanz zu beschädigen.
Bei Gemälden werden verschiedene Reinigungsmethoden angewandt: Die Trockenreinigung erfolgt mit weichen Pinseln oder Schwämmen. Die Feuchtreinigung verwendet Wasser oder wässrige Lösungen. Die Lösemittelreinigung kommt bei hartnäckigen Verschmutzungen zum Einsatz. Besonders anspruchsvoll ist die Firnisabnahme, bei der die vergilbte Schutzschicht entfernt wird, ohne die darunterliegende Malschicht anzugreifen. Bei der Reinigung muss der Restaurator ständig die Wirkung seiner Maßnahmen kontrollieren und dokumentieren. Auch bei Möbeln, Skulpturen und anderen Objekten ist die schonende Reinigung essentiell für die Werterhaltung.
Eine Restaurierung stellt die Durchführung von Maßnahmen zur Erhaltung von Kunstwerken oder allgemeiner von Objekten in ihrem materiellen Bestand dar. Die Restaurierung ist in mehr oder weniger breite Fachgebiete gegliedert, die sich an den verwendeten Materialien des Objekts orientieren. Solche sind etwa grob Tafelmalerei, Holz, Wandmalerei, Metall, Stein, Musikinstrumente, Papier, Glas, Keramik, Film, sowie einige andere Gebiete.
Die Restaurierung umfasst sowohl konservierende als auch ästhetische Maßnahmen. Grundprinzipien der modernen Restaurierung sind: Reversibilität (Maßnahmen sollten rückgängig gemacht werden können), Minimal-Intervention (so wenig wie möglich, so viel wie nötig), Respekt vor der Originalsubstanz und detaillierte Dokumentation aller Arbeitsschritte. Die Restaurierung ist eine Teildisziplin der Konservierung. Ethische Richtlinien verbieten es, historische Substanz zu verfälschen oder durch moderne Ergänzungen den authentischen Charakter zu verändern.
Die Retusche bezeichnet in der Gemälderestaurierung die farbliche Angleichung von Fehlstellen, Beschädigungen oder gekitteten Bereichen, sodass diese optisch in den Gesamteindruck des Kunstwerks integriert werden, ohne jedoch die originale Malschicht zu imitieren oder zu übermalen.
Es gibt verschiedene Retusche-Techniken: Bei der neutralen Retusche wird die Fehlstelle in einem unauffälligen Ton geschlossen. Die Tratteggio-Retusche arbeitet mit feinen parallelen Strichen, die aus der Nähe sichtbar sind, aus der Ferne aber verschmelzen. Die Pointillé-Technik verwendet feine Punkte. Wichtig ist, dass Retuschen immer erkennbar bleiben und nicht über die originale Malschicht hinausgehen. Verwendet werden reversible Farben, meist auf Basis von Kunstharzen. Die Retusche ist der letzte Schritt einer Restaurierung und erfordert künstlerisches Geschick sowie umfassende Kenntnis historischer Maltechniken.
Als Vergolden bezeichnet man das Überziehen metallischer und nichtmetallischer Gegenstände mit Gold. Durch seine Eigenschaft als Edelmetall ist Gold eines der korrosionsbeständigsten Metalle. In reiner Form ist Gold aber als Grundwerkstoff für Bauteile und Alltagsgegenstände nur schlecht geeignet und zwar aus zwei Gründen: Es ist wegen seiner Seltenheit sehr teuer, und es hat eine geringe Festigkeit, d.h. es ist sehr weich und lässt sich leicht deformieren.
Es gibt verschiedene Vergoldungstechniken: Die Blattvergoldung verwendet hauchdünnes Blattgold. Man unterscheidet zwischen Polimentvergoldung (auf Bolus mit Achat poliert, ergibt Hochglanz), Ölvergoldung (auf Öl-Mixtion, ergibt mattes Finish) und Wasservergoldung. Die galvanische Vergoldung trägt Gold elektrochemisch auf. Bei der Feuervergoldung wird Gold-Amalgam aufgetragen und erhitzt. Vergoldungen finden sich auf Rahmen, sakralen Objekten, Möbeln und Skulpturen und sind ein wichtiger Bestandteil der restauratorischen Arbeit.
Blattgold bezeichnet zu hauchdünnen Blättern geschlagenes Gold, das für Vergoldungsarbeiten verwendet wird. Die Herstellung von Blattgold ist ein traditionelles Handwerk: Goldbarren werden durch wiederholtes Walzen und Schlagen zwischen speziellen Häuten oder Folien auf eine Dicke von etwa 0,0001 mm (100 Nanometer) ausgedünnt. Ein Gramm Gold kann zu einer Fläche von etwa einem halben Quadratmeter ausgeschlagen werden.
Blattgold ist so dünn, dass es durchscheinend ist und bei Gegenlicht grünlich wirkt. Es wird in "Büchern" zu je 25 Blatt geliefert, wobei die Standardgröße etwa 8 x 8 cm beträgt. Man unterscheidet zwischen echtem Blattgold in verschiedenen Karatstufen (22-24 Karat) und unechtem Blattgold (Schlagmetall) aus Messing oder anderen Legierungen. Beim Verarbeiten von Blattgold ist höchste Sorgfalt erforderlich, da es extrem dünn und empfindlich ist. Es wird mit speziellen Vergoldermessern geschnitten und mit Vergolderkissen und Haarpinseln aufgenommen.
Bolus (auch Poliment genannt) ist eine farbige, tonhaltige Grundierung, die bei der Polimentvergoldung als Untergrund für Blattgold verwendet wird. Bolus besteht aus feinem Ton (meist armenischer oder französischer Bolus) gemischt mit Leim und Wasser. Die klassischen Farben sind Rot (armenischer Bolus) und Gelb, es gibt aber auch weiße, schwarze und graue Varianten.
Die Farbe des Bolus beeinflusst den Farbton der Vergoldung: Roter Bolus gibt dem Gold eine warme, leuchtende Tönung, gelber Bolus lässt es kühler erscheinen. Der Bolus wird in mehreren dünnen Schichten aufgetragen und anschließend fein geschliffen, bis eine absolut glatte Oberfläche entsteht. Diese Glätte ist entscheidend für den späteren Hochglanz der Vergoldung. Nach dem Auftragen des Blattgoldes wird dieses mit einem Achatstein oder Hämatit poliert, wodurch es fest mit dem Bolus verbindet und einen spiegelnden Glanz erhält. Die Polimentvergoldung auf Bolus ist die hochwertigste, aber auch aufwendigste Vergoldungstechnik.
Als Furnier bezeichnet man dünne Holzblätter, die mit verschiedenen Verfahren hergestellt und für verschiedene Zwecke weiterverarbeitet werden. Das Wort Furnier wurde im 16. Jahrhundert dem französischen "fournir" (bestücken, beliefern) entlehnt. Es bezeichnete den Vorgang, weniger wertvolles Holz mit edleren dünnen Holzblättern zu belegen.
Furniere werden durch Sägen, Messern oder Schälen von Holzstämmen gewonnen. Gesägte Furniere sind dicker (0,5-1,5 mm), gemesserte Furniere dünner (0,5-1 mm) und Schälfurniere, die spiralförmig vom rotierenden Stamm abgenommen werden, sind am dünnsten. Furniere ermöglichen die wirtschaftliche Verwendung kostbarer Holzarten, da aus einem Stamm sehr viele Quadratmeter Oberfläche gewonnen werden können. Sie erlauben auch dekorative Techniken wie Marketerie und Intarsien. Bei historischen Möbeln sind Furniere oft handgesägt und dicker als moderne maschinell hergestellte Furniere, was für die Restaurierung wichtig ist.
Bei Hautleim handelt es sich ähnlich wie beim Knochenleim um einen Glutinleim. Genau wie Knochenleim gehört der Hautleim zu den Warmleimen, die nur erwärmt verwendet werden können. Beim Erkalten bindet der Leim ab. Warmleime werden meist im Wasserbad erwärmt, da die Temperatur nicht deutlich über 60° C steigen darf, sonst beginnt sich das Eiweiß zu zersetzen und der Leim wird unbrauchbar.
Hautleim wird aus Kollagen, dem Bindegewebe tierischer Häute wie Hautabschnitten und Spalthäuten hergestellt. Hautleim ist ein vielseitiger Klebstoff für Papier, Pappe und Holz. Er wird für Gummierungen, im Buchbinderhandwerk und Instrumentenbau verwendet. In der Restaurierung wird Hautleim wegen seiner Reversibilität geschätzt: Er lässt sich durch Wärme und Feuchtigkeit wieder lösen, was spätere Restaurierungen erleichtert. Zudem quillt und schwindet er ähnlich wie Holz, was ihn zum idealen Klebstoff für Möbel und Holzobjekte macht.
Kaseinleim ist ein aus Milcheiweiß (Kasein) gewonnener Naturklebstoff, der seit der Antike bekannt ist und bis heute in der Restaurierung Verwendung findet. Kasein wird aus Magermilch durch Säurefällung oder durch Lab gewonnen, getrocknet und zu Pulver gemahlen.
Zur Verwendung wird das Kaseinpulver mit Wasser und einem alkalischen Lösungsmittel (Borax, Kalk oder Ammoniak) angerührt, wodurch es seine Klebkraft entwickelt. Kaseinleim haftet besonders gut auf porösen Materialien wie Holz, Papier, Leder und Textilien. Er ist wasserfest und entwickelt nach dem Aushärten eine hohe Festigkeit. In der Möbelrestaurierung wird Kaseinleim für Furnierarbeiten verwendet, in der Malerei diente er als Bindemittel für Kaseinfarben. Ein Nachteil ist, dass Kaseinleim nicht reversibel ist und nach dem vollständigen Aushärten nicht mehr gelöst werden kann, weshalb er in der modernen Restaurierung nur noch selten eingesetzt wird.
Bei der Leimherstellung muss zwischen Knochen- (Glutin) und Knorpelleim (Chondrin) unterschieden werden, da das Glutin ein weitaus höheres Klebeverhalten als das Chondrin aufweist.
Zuerst müssen die Knochenteile von den Knorpelteilen (wie Gelenke usw.) getrennt werden. Danach werden die Knochen entfettet und zerkleinert. Diese werden dann in Wasser ausgekocht. Die im Knochen enthaltenen Kollagene werden gelöst und gehen bei anhaltendem Kochen unter Wasseraufnahme in Glutin über. Das Glutin besitzt die Eigenschaft, nach dem Erkalten eine gallertartige Masse (Rohleim) zu bilden. Die Ausbeute ist dabei aber relativ gering. Der Rohleim muss dann eingedampft werden, um das überflüssige Wasser zu entfernen. Diese Masse wird dann getrocknet und kann weiterverarbeitet und verwendet werden (z. B. zur Möbelherstellung). Knochenleim wird in Form von Perlen, Granulat oder Tafeln geliefert und im Wasserbad erwärmt.
Kreidegrund (auch Gesso genannt) ist eine traditionelle Grundierung, die auf Holzuntergründe aufgetragen wird, um eine glatte, weiße Oberfläche für Malerei oder Vergoldung zu schaffen. Die klassische Zusammensetzung besteht aus Kreide (Calciumcarbonat) oder Gips (Calciumsulfat) gemischt mit Hautleim und Wasser.
Der Kreidegrund wird in mehreren Schichten aufgetragen: Zunächst kommt der dünnflüssige Leimgrund (Gesso sottile), der tief in das Holz eindringt und die Poren verschließt. Darauf folgen mehrere Schichten dickerer Kreidegrund (Gesso grosso), die geschliffen und poliert werden. Das Ergebnis ist eine absolut glatte, weiße Oberfläche mit leichter Saugfähigkeit, die sich ideal für Temperamalerei und Vergoldung eignet. Kreidegrund findet sich auf Tafelbildern, Altären, Rahmen und Möbeln vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. In der Restaurierung ist die Kenntnis traditioneller Grundierungstechniken wichtig für die sachgerechte Ergänzung fehlender Bereiche.
Sandstein ist ein Sedimentgestein (auch "Sedimentit") aus miteinander verkitteten Sandkörnern, die vorwiegend aus Quarz bestehen. Die Sandkörner sind zwischen 0,063 und 2 mm groß. Sandstein entsteht durch Ablagerung von Sand und anschließende Verfestigung durch mineralische Bindemittel wie Kalk, Ton oder Eisenoxide über Jahrmillionen.
Bei einem erhöhten Anteil anderer Minerale nennt man das Gestein Arkose (bei Feldspäten) oder Grauwacke (bei Gesteinsbruchstückchen). Sind die meisten Körner größer als 2 mm, spricht man von einem Konglomerat (bei abgerundeten Körnern) bzw. von einer Brekzie (bei eckigen Körnern). Sandstein ist ein beliebtes Baumaterial und wurde jahrhundertelang für Skulpturen, Bauten und dekorative Elemente verwendet. Seine Bearbeitbarkeit und vielfältigen Farbtöne (von weiß über gelb und rot bis grau) machen ihn attraktiv. In der Restaurierung erfordert Sandstein besondere Aufmerksamkeit, da er verwitterungsanfällig ist und durch Feuchtigkeit, Frost und Luftschadstoffe geschädigt werden kann.
Schellack ist ein natürliches Harz, das aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus (Kerria lacca) gewonnen wird, die in Indien und Südostasien auf bestimmten Bäumen lebt. Das Harz wird von den Ästen abgekratzt, gereinigt und zu Schuppen oder Flocken verarbeitet.
Schellack löst sich in Alkohol und wird für vielfältige Zwecke verwendet: Als Möbelpolitur erzeugt er eine hochglänzende, warme Oberfläche (Schellackpolitur oder französische Politur). Als Überzug schützt er Holz, wird aber auch in der Malerei als Firnis und Isolierschicht eingesetzt. Schellack war bis zur Entwicklung synthetischer Lacke im 20. Jahrhundert das wichtigste Oberflächenfinish für hochwertige Möbel. Er ist reversibel, kann also mit Alkohol wieder angelöst werden, was in der Restaurierung wichtig ist. Historische Möbel mit Schellackpolitur erfordern besondere Pflege, da Wasser, Alkohol und Hitze die Oberfläche beschädigen können. In der Restaurierung wird Schellack noch heute zur authentischen Oberflächengestaltung verwendet.
Zellulose ist ein pflanzlicher Grundstoff und das häufigste organische Polymer auf der Erde. Es bildet das Grundgerüst pflanzlicher Zellwände und ist Hauptbestandteil von Holz, Baumwolle, Papier und vielen anderen Pflanzenfasern. In der Restaurierung spielt Zellulose eine wichtige Rolle bei der Papierrestaurierung.
Für restauratorische Zwecke wird hochreine Zellulose aus Baumwolle oder Holz gewonnen. Als Papiermasse dient sie zum Auffüllen von Fehlstellen in historischen Dokumenten, Büchern und Kunstwerken auf Papier. Methylzellulose und andere Zellulosederivate werden als reversible Klebstoffe und Festigungsmittel eingesetzt. Sie sind pH-neutral, alterungsbeständig und können mit Wasser wieder angelöst werden. In der modernen Konservierung werden auch Zellulose-Vliese zur Stabilisierung brüchiger Papiere verwendet. Die chemische Verwandtschaft zur ursprünglichen Papierzellulose macht diese Materialien besonders geeignet für die Restaurierung.
André-Charles Boulle (1642-1732) gilt als der herausragende Handwerker und Künstler im Bereich der Marketerie des 17. Jahrhunderts in Frankreich. Er ist ein wichtiger Repräsentant des barocken Repräsentationsstiles Louis XIV. Boulle arbeitete bis zur vorübergehenden Schließung der königlichen Manufaktur im Jahre 1694 überwiegend für den französischen Hof. Seine Arbeiten beeinflussten die Kunsttischlerei in ganz Europa.
Die durch André-Charles Boulle weiterentwickelte und nach ihm benannte Boulle-Marketerie unterscheidet sich von der herkömmlichen Marketerie im Hinblick auf die verwendeten Materialien. Charakteristisch ist die Kombination von Schildpatt und Messing, die in kontrastreichen Mustern zusammengefügt werden. Bei der Boulle-Technik werden Schildpatt und Messingplatten übereinandergelegt und gemeinsam durchgesägt. So entstehen zwei komplementäre Muster: Die "première partie" mit Messingdekor auf Schildpattgrund und die "contre-partie" mit umgekehrter Farbstellung. Boulle-Möbel sind heute hochgeschätzte Sammlerstücke.
Ein Beschlag ist ein Element, das auf bestimmten meist großflächigen relativ weichen Materialien Angriffpunkte für Kräfte bietet, oder auch nur der Verzierung dient. Typisch sind Beschläge in der Bau- und Möbeltischlerei bei Möbel, Türen und Toren, Fenstern und im Schiffbau.
Ein Beschlag bietet an einem relativ weichen Material einen Befestigungspunkt, an dem größere Kräfte in das Material eingeleitet werden können (z. B. Segelschiff-Lümmelbeschlag). Zu Beschlägen gehören beispielsweise Scharniere, Griffe, Klappen, Schlüsselschild, Schubladenführungen oder Befestigungspunkte. Weiterhin werden auch Konstruktionen als Beschlag bezeichnet, die dem Zusammenhalt von zerlegbaren Möbeln dienen (Verbindungsbeschlag). Beschläge sind meist aus Metall und verbinden zwei zueinander bewegliche Teile miteinander. Vorwiegend wird der Begriff in Zusammenhang mit Möbeln verwendet. Dort dienen Beschläge z. B. zur beweglichen Befestigung einer Tür an einem Schrank. Historische Beschläge aus Bronze, Messing oder Eisen sind oft kunstvoll gestaltet und haben erheblichen Einfluss auf die ästhetische Wirkung und den Wert eines Möbelstücks.
Die Fase ist eine abgeschrägte Fläche, die durch Bearbeiten einer Kante an einem Werkstück entsteht, z. B. durch Drehen, Fräsen oder Hobeln. Beim Abfasen werden die scharfen Kanten an Werkstücken, z. B. Bretter zur Wand und Deckenverkleidung, durch eine sogenannte Fase gebrochen, also über die Kante angeschrägt. Je nach Werkstoff sind Messer, Hobel oder Schleifwerkzeuge zum Anfasen geeignet.
In der Regel hat die Fase einen Winkel von 45°. Ist die Fase nicht durchgängig, so spricht man von einer abgesetzten Fase. Fasen werden an Bauteilen zur Verringerung der Verletzungsgefahr und Vereinfachung einer weiteren Montage angebracht. Zur Vorbereitung von Schweißnähten werden Bleche an den Stößen oft angefast. Bei Gipskartonplatten hobelt oder schneidet man die Kanten an den Stößen ab, damit sie leichter verspachtelt werden können. Eine alternative Kantenbearbeitung ist das Abrunden. In der Möbeltischlerei dienen Fasen auch als Gestaltungselement und können unterschiedlich breit und steil ausgeführt werden.
Die Bezeichnung Intarsie stammt von den italienischen Begriffen tarsia bzw. intarsia ab, welche ihrerseits auf das Verb intarsiare (dt.= "einlegen") zurückgehen.
Es handelt sich dabei um eine Dekorationstechnik, bei der auf einer planen Oberfläche verschiedene Hölzer so in- oder aneinander gelegt werden, dass wieder eine ebene Fläche entsteht, die aber nun verschiedenfarbige und unterschiedlich strukturierte Einschlüsse enthält. Das Trägermaterial erfährt dabei keine plastische Ausformung (Ausnahme: Reliefintarsie im 16. Jahrhundert), da die eingelegten Holzstückchen bündig mit der Oberfläche abschließen.
Nach strenger Definition - im täglichen Sprachgebrauch jedoch nicht durchsetzbar - dürfen nur Einlegearbeiten aus Holz, nicht aber Metall, Schildpatt, Perlmutt oder Stein als Intarsien bezeichnet werden. Letztere zählen zu den Inkrustationen, von denen (Holz-)Intarsien ebenfalls nur eine Untergruppe darstellen. Wenn auch bei (Holz-)Intarsien andere Materialien, wie z.B. Metallnägel, Leim oder Firnis hinzukommen können, so ist die Holzsichtigkeit des Materials entscheidend. Intarsienarbeiten erlebten ihre Blütezeit in der italienischen Renaissance und wurden im 18. Jahrhundert besonders in Frankreich und Deutschland perfektioniert.
Kannelierung (auch Kannelur oder Kanneluren) bezeichnet senkrechte, rillenförmige Vertiefungen an Säulen, Pilastern oder auch an Möbelbeinen und anderen dekorativen Elementen. Der Begriff stammt vom lateinischen "canalis" (Röhre, Rinne) ab.
Kannelierungen sind ein charakteristisches Element der klassischen Architektur. In der griechischen und römischen Antike wurden Säulenschäfte mit Kanneluren versehen, wobei die Anzahl, Tiefe und Form der Rillen je nach Säulenordnung variierten: Dorische Säulen haben 16-20 scharfkantige Kanneluren, ionische und korinthische Säulen 24 rundere Kanneluren mit Stegen dazwischen. Kannelierungen dienen nicht nur der Dekoration, sondern verstärken auch den optischen Eindruck von Höhe und Schlankheit. Im Möbelbau wurden kannelierte Beine besonders im Klassizismus und Empire beliebt. Die Herstellung von Kannelierungen erfordert handwerkliches Geschick, sie werden gedreht, gefräst oder mit speziellen Hobeln gearbeitet.
Das Kapitell (von lat. capitellum "Köpfchen" zu caput "Kopf") ist der obere Abschluss einer Säule, einer Ante oder eines Pilasters.
Das Kapitell ist plastisch deutlich ausgeformt. Es ist ein wichtiges ornamentales Element und meist floral, mit Voluten, oder figurativ ausgeführt. Im Laufe der Geschichte haben sich vielfältige Ausformungen der Kapitelle entwickelt, die die Stilkunde untersucht. In der griechischen Architektur werden die Kapitelle in drei Haupttypen unterteilt, die in der Säulenordnung festgelegt sind: das dorische Kapitell (schlicht mit Abakus und Echinus), das ionische Kapitell (mit Voluten) und das korinthische Kapitell (mit Akanthusblättern). Im Möbelbau finden sich Kapitelle an Beinen von Tischen und Schränken, wo sie als dekoratives und konstruktives Element den Übergang zwischen verschiedenen Formteilen bilden.
Eine Kommode (zu französisch commode, "bequem") ist ein mit Schubladen ausgestattetes Schrankmöbel. Entwickelt wurde sie aus der Truhe oder dem Kabinettschrank. Im Vergleich zur Truhe wurde sie als praktischer, als kommod empfunden. Kommoden sind seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Gebrauch.
Die Kommode entstand im späten 17. Jahrhundert in Frankreich und verbreitete sich rasch in ganz Europa. Während Truhen nur von oben zugänglich waren, erlaubten Kommoden durch ihre Schubladen einen bequemeren Zugriff auf den Inhalt. Frühe Kommoden waren oft prachtvoll mit Marketerie, Intarsien oder Bronze verziert. Im Rokoko wurden Kommoden mit geschwungenen Formen (Bombé-Kommoden) beliebt. Im Klassizismus und Biedermeier dominierten schlichtere, geradlinige Formen. Kommoden gehören heute zu den beliebtesten antiken Möbelstücken und werden je nach Epoche, Qualität und Zustand hoch gehandelt.
Marketerien sind, wie auch Intarsien, Einlegearbeiten aus Holz oder anderen Materialien. Wenn auch der Begriff Intarsie geläufiger ist, so darf man die beiden Begriffe dennoch nicht verwechseln:
Während bei der Intarsientechnik dünne Materialplättchen in Vollholz eingearbeitet werden, fügt der Kunsthandwerker bei Marketerien ausschließlich dünne Materialien, meist Furniere zusammen. Die verschiedenfarbigen Furniere werden zu Bildern oder Mustern zusammengefügt und dann als Ganzes auf den Möbelkorpus aufgeleimt. Marketerien erlauben komplexe bildliche Darstellungen mit perspektivischen Effekten. Besonders virtuos wurden Marketerien im 17. und 18. Jahrhundert in Frankreich ausgeführt, wo Meister wie André-Charles Boulle die Technik perfektionierten. Neben Holz können auch Schildpatt, Perlmutt, Elfenbein, Messing und andere Materialien verwendet werden.
Der Sockel (von italienisch "zoccolo", Holzschuh) bezeichnet den Fußteil oder Unterbau von Möbeln, Skulpturen, Säulen oder Gebäuden. Der Sockel bildet den Übergang zwischen dem eigentlichen Objekt und dem Boden und erfüllt sowohl konstruktive als auch ästhetische Funktionen.
Bei Möbeln kann der Sockel unterschiedlich gestaltet sein: Als durchgehender Kastensockel, als Rahmensockel mit zurückgesetztem Fuß oder als Sockelprofil mit geschwungenen Formen. Sockel verleihen Möbeln Stand und Stabilität und schützen sie vor Bodenfeuchtigkeit. Ihre Gestaltung ist zeitgebunden und hilft bei der Datierung von Möbeln. Bei Skulpturen dient der Sockel der Präsentation und kann durch seine Form und Proportion die Wirkung des Kunstwerks beeinflussen. In der Architektur bezeichnet der Sockel den unteren, oft verstärkten Gebäudeteil. Die restauratorische Behandlung von Sockeln erfordert besondere Aufmerksamkeit, da sie besonders anfällig für Feuchtigkeitsschäden und mechanische Beschädigungen sind.
Zargen sind Rahmenhölzer bei Möbeln, die Verbindungen zwischen verschiedenen Möbelteilen herstellen. Bei Tischen verbinden die Zargen (auch Zarge im Singular) die Tischbeine miteinander und tragen die Tischplatte. Bei Stühlen bilden die Zargen den Rahmen für die Sitzfläche. Bei Betten spannen sie den Rahmen auf, in den der Lattenrost eingelegt wird.
Zargen sind wichtige konstruktive Elemente, die Stabilität und Festigkeit garantieren. Sie werden traditionell durch Zapfenverbindungen, Zinken oder Eckverbindungen mit den Beinen verbunden. Die Dimensionierung und Gestaltung der Zargen ist charakteristisch für verschiedene Epochen und Möbeltypen: Barockmöbel haben oft geschweifte, reich verzierte Zargen, während Biedermeier-Möbel schlichte, gerade Zargen zeigen. Bei der Restaurierung müssen gelockerte Zargenverbindungen wieder gefestigt werden, da sie für die Stabilität des gesamten Möbels entscheidend sind. Beschädigte oder fehlende Zargen müssen originalgetreu ergänzt werden.
Die Zinkung (auch Zinkenverbindung oder Schwalbenschwanzverbindung) ist eine traditionelle Holzverbindungstechnik ohne Metallteile, bei der zwei Holzteile durch ineinandergreifende trapezförmige Zinken formschlüssig miteinander verbunden werden. Die charakteristische Form erinnert an einen Schwalbenschwanz, daher der alternative Name.
Zinkungen werden hauptsächlich bei Schubladen, Kästen und Rahmenecken verwendet. Man unterscheidet zwischen offenen Zinken (sichtbar von außen), verdeckten Zinken (von einer Seite nicht sichtbar) und halbverdeckten Zinken. Die Herstellung erfordert präzises handwerkliches Können: Die Zinken müssen exakt zueinander passen, damit eine feste Verbindung entsteht. Handgefertigte Zinken sind leicht unregelmäßig, während maschinell gefertigte absolut identisch sind. Bei der Möbelrestaurierung ist die Art der Zinkung ein wichtiges Indiz für Alter, Herkunft und Qualität eines Stücks. Die Zinkung ist eine der stabilsten und dauerhaftesten Holzverbindungen und wird auch heute noch im hochwertigen Möbelbau eingesetzt.
Als Abplatzen bezeichnet man in der Restaurierung das Ablösen oder Abfallen von Farbschichten, Fassungen, Grundierungen oder anderen Oberflächenbeschichtungen vom Untergrund. Abplatzungen entstehen durch verschiedene Ursachen: mangelnde Haftung zwischen den Schichten, mechanische Belastungen, Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen oder Alterung der Bindemittel.
Bei Gemälden können sich Farbschichten vom Bildträger oder von der Grundierung lösen. Bei Skulpturen und Möbeln platzt oft die Fassung ab, besonders an stark beanspruchten Stellen wie Kanten und Ecken. Abplatzungen gefährden den Bestand eines Objekts, da sie fortschreiten können. Die restauratorische Behandlung umfasst die Festigung gelockerte Schichten (Konsolidierung), das Niederle gen hochstehender Schollen mit Wärme und Druck sowie das Schließen größerer Fehlstellen durch Kittung und Retusche. Vorbeugende Konservierung durch stabile Klimabedingungen kann Abplatzungen verhindern.
Craquelé (französisch für "geborsten, rissig") bezeichnet ein feines Rissnetz in der Mal- oder Firnisschicht von Gemälden. Das charakteristische Muster entsteht durch Spannungen in den verschiedenen Schichten, die im Laufe der Zeit ihre Elastizität verlieren und unterschiedlich stark schrumpfen.
Craquelés können altersbedingt sein und gelten dann als Authentizitätsmerkmal. Sie können aber auch durch unsachgemäße Lagerung, schnelle Temperatur- oder Feuchtigkeitswechsel oder fehlerhafte Maltechnik entstehen. Man unterscheidet verschiedene Typen: Altercraquelé (fein und gleichmäßig), Sprungcraquelé (grob mit wenigen großen Rissen), Netzcraquelé (netzartig verzweigt) und Schuppencraquelé (mit aufgewölbten Schollen). Die Form des Craquelés kann Hinweise auf Alter, Maltechnik und Entstehungsregion eines Gemäldes geben. Fälscher versuchen oft, Craquelés künstlich zu erzeugen, um ihren Werken ein höheres Alter vorzutäuschen. Echte Altercraquelés sind jedoch in ihrem organischen Verlauf kaum perfekt nachzuahmen.
Als "Holzwurm" werden umgangssprachlich die Larven verschiedener holzfressender Käferarten bezeichnet, die Fraßgänge im Holz hinterlassen und erhebliche Schäden verursachen können. Die wichtigsten Schädlinge sind der Gemeine Nagekäfer (Anobium punctatum), der Hausbock und verschiedene Pochkäfer-Arten.
Die Larven bohren sich durch das Holz und ernähren sich von dessen Zellulose. Sichtbare Zeichen sind kleine runde Ausfluglöcher (1-2 mm Durchmesser beim Nagekäfer) und feines Holzmehl (Fraßmehl). Aktiver Befall zeigt sich durch frisches, helles Holzmehl. Besonders gefährdet sind alte Möbel, Skulpturen, Holzdecken und Dachstühle. Die Bekämpfung erfolgt durch verschiedene Methoden: Begasung mit Inertgasen, Wärmebehandlung, Kältebehandlung oder chemische Behandlung mit Holzschutzmitteln. In der Restaurierung wird befallenes Holz zunächst behandelt, um weitere Schäden zu stoppen. Stark geschädigtes Holz muss gefestigt werden. Alte Wurmlöcher werden oft als Patina belassen, da sie zum Charakter historischer Objekte gehören.
Oxidation bezeichnet die chemische Reaktion eines Materials mit Sauerstoff, die zu Veränderungen in Struktur, Farbe und Eigenschaften führt. In der Konservierung und Restaurierung ist Oxidation eine der Hauptursachen für Materialschäden und Alterungsprozesse.
Bei Metallen führt Oxidation zu Korrosion: Eisen rostet, Kupfer bildet grüne Patina (Grünspan), Silber läuft schwarz an. Bei organischen Materialien wie Papier, Textilien oder Ölen führt Oxidation zu Versprödung, Verfärbung und Festigkeitsverlust. Papier vergilbt und wird brüchig, Leinöl in Ölgemälden vergilbt und verhärtet, Textilien zersetzen sich. Auch Holz oxidiert langsam, was zu Verfärbungen und Festigkeitsverlust führt. Die Oxidation wird durch Licht, hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit beschleunigt. Vorbeugende Konservierung zielt darauf ab, Oxidationsprozesse zu verlangsamen durch kontrollierte Klimabedingungen, Lichtreduktion und den Einsatz von Antioxidantien. Bei bereits eingetretenen Oxidationsschäden können nur noch schadensbegrenzende Maßnahmen ergriffen werden.
Patina (von lateinisch patina, "Schale") bezeichnet die durch natürliche Alterung entstandenen Veränderungen an der Oberfläche von Kunstwerken und Gebrauchsgegenständen. Patina kann sich in Form von Farbveränderungen, Glanzverlusten, feinen Gebrauchsspuren oder chemischen Umwandlungen zeigen.
Bei Metallen bildet sich durch Oxidation eine charakteristische Oberflächenschicht: Bronze bekommt eine grünliche bis braune Patina, Silber wird dunkel, Kupfer läuft grün an. Bei Holzmöbeln zeigt sich Patina in der natürlichen Nachdunkelung, in Gebrauchsspuren, abgegriffenen Kanten und dem Glanz durch jahrzehntelanges Polieren. Bei Gemälden spricht man von einer warmen Patina durch die leichte Vergilbung alter Firnisse. Die Patina gilt als Zeichen von Alter und Authentizität und wird von Sammlern geschätzt. In der Restaurierung ist der Umgang mit Patina eine ethische Frage: Sie ist Teil der Geschichte eines Objekts und sollte in der Regel respektiert und erhalten werden. Eine übertriebene Reinigung, die die Patina entfernt, kann den historischen und ästhetischen Wert eines Kunstwerks mindern. Bei Fälschungen wird Patina oft künstlich nachgeahmt, um ein höheres Alter vorzutäuschen.